Mit der Installation THE ! – SELBST knüpft Thomas Eller thematisch an eine Ausstellung in der Galerie Anselm Dreher in Berlin im Juni 1990 an. Bei dieser Präsentation mit dem Titel THE Sublime – SELBST trat dem Betrachter in einem weißen Galerieraum eine einzige nur 25 cm große Photofigur Thomas Ellers gegenüber. "Die Unverschämtheit der Präsenz ließ keinen Raum für die Frage nach der Frage der Präsenz" (Sam Rose). Ähnlich verhält es sich hier: Dem Betrachter stellen sich die mittels aufwendiger Computertechnik manipulierten, deformierten Figuren in den Weg. Sie sind da und in ihrer Selbstverständlichkeit verunsichern sie den Betrachter. Die Figur Thomas Ellers verweist hier nicht wie in anderen Arbeiten auf eine weitere Bildebene, oder nimmt einen unmittelbar inhaltlichen Bezug zum Ausstellungsort auf. Sie sind da.
Der Künstler führt uns hier eine Form der Wahrnehmung von Wirklichkeit vor, die an einen Grenzbereich des Mediums Photographie führt: die Abbildhaftigkeit von Realität. Indem die Photographien mit Hilfe des Computers digitalisiert, am Bildschirm bearbeitet und im Anschluß daran wieder als Negativ ausbelichtet werden, ähnelt diese Handhabung des Mediums dem anderer gestalterischer Medien, die, wie die Malerei als rein subjektive Wirklichkeitserfindungen gelten. Dennoch wird dieser manuelle Eingriff nicht als solcher deutlich sicht- und für den Betrachter, nachvollziehbar. Die Photographie gibt hier nur scheinbar vor, ein unverfälschtes Abbild der Wirklichkeit zu sein. Aber ist in diesem Fall der Begriff des Abbildes, der Photographie als Abbildung überhaupt noch zutreffend?
veröffentlicht in: Wer ist Thomas Eller, Ausst. Kat. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein 1994
© 1994 Jan Winkelmann