22. April - 18. Juni 1995
De Appel Foundation - Nieuwe Spiegelstraat 10 - NL-1017 DE Amsterdam
Eröffnung: Fr. 22. April 1995,
18-20 Uhr
Es spricht Tijmen van Grootheest, Ministerium
für Erziehung, Kultur und Wissenschaft der Niederlande
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12.00 - 17.00 Uhr
"shift" wurde durch die Teilnehmer des Curatorial Training Programmes 1994 - 1995 (Els van den Berg, NL; Jan Floorizoone, B; Sjoukje van der Meulen, NL; Åsa Nacking, SE; Pia Viewing, F; Jan Winkelmann, D) der De Appel Foundation in Amsterdam zusammengestellt. Das CT Programme, das erste seiner Art im Norden Europas, wurde von De Appel 1994 ins Leben gerufen. Shift bildet den Abschluß des ersten Kurses.
In den letzten Jahren hat, vor allem bei den Künstlern der jüngeren Generation ein Bewußtseinswandel stattgefunden. Kein radikaler und drastischer Wandel, vielmehr eine beiläufige und beinahe unbemerkte Richtungsänderung. Neue Wege und Möglichkeiten des Kunstschaffens und dessen Präsentation werden gesucht, indem alltägliche Erfahrungen, und/oder Bilder, bzw. Objekte aus dem Bereich des Alltagslebens in einen Kunstkontext überführt oder verwendet werden. Der alte Wunsch Kunst und Leben einander näher zu bringen, bzw. miteinander zu verschmelzen ist, obwohl nicht als ein kollektives Konzept formuliert, allen Künstlern gemeinsam.
Dies spiegelt sich auch in der Form der Kunstwerke selbst wieder. Sie sind flüchtig, fließend und nehmen oftmals keine materielle Gestalt an. Sie werden auf eine spontane und direkte Art präsentiert, um den Betrachter unmittelbar anzusprechen. Der Betrachter soll sich mit den Kunstwerken, zumindest teilweise, identifizieren, um sie aktiv zu erleben. Ähnlich wie die Kunstwerke, werden die Ausstellungsräume als undefiniert und flexibel verstanden - es besteht keine Hierarchie mehr zwischen oben und unten, vorne und hinten, zwischen Gängen, Räumen, Treppenhaus und Toiletten. Die Kunstwerke der 14 in Shift vertretenen Künstler werden die sublimen weißen Ausstellungsräume zu einer Art "Durchgangsräume für Kunst", die von einer dynamischen und interaktiven Ereignishaftigkeit gekennzeichnet sind, verwandeln.
Künstler
Jacqueline Donachie (1969), GB; Douglas
Gordon (1966), GB; Gregory Green (1959), USA; Noritoshi Hirakawa (1960),
JPN; Pierre Huyghe (1962), F; Fabrice Hybert (1961), F; Job Koelewijn (1962),
NL; Maria Lindberg (1958), S; Rob Schröder (1950), NL; Roman Signer
(1938), CH; Ross Sinclair (1966), GB; Rirkrit Tiravanija (1961), T; Elin
Wikström (1965), S; Peter Zimmermann (1956), D.
Aktivitäten an der Eröffnung
und während der Ausstellung
Während der Eröffnung werden
drei Aktionen stattfinden. Die Besucher werden Zeuge eines für Roman
Signer typischen Werkprozesses, dessen Überreste als Skulptur im
Ausstellungsraum verbleiben. Ross Sinclair hat sein Studio Real Life
in den Ausstellungsraum gebaut. Während der Öffnungszeiten arbeitet
er in diesem Atelier, spielt Gitarre, besingt andere Arbeiten in der Ausstellung
oder bedruckt T-Shirts. Täglich wird etwas anderes in seinem "Atelier
des Wirklichen Lebens" stattfinden. Auch Elin Wikström wird täglich
bei De Appel verbringen. In Amsterdamer Geschäften kauft sie täglich
Kleider, die sie innerhalb der Umtauschfrist zurückbringt, um von
dem Geld wieder neue Kleider zu kaufen. Am Eröffnungsabend - und während
der gesamten Dauer der Ausstellung - wird sie ihre neuesten Kleider anprobieren,
sie den Besuchern vorführen und sich im Spiegel betrachten.
Innen
Beim Betreten von De Appel wird der Besucher
von dem Geruch von Inhalationssalbe empfangen, mit der Job Koelewijn das
Innere der gläsernen Eingangstür überzogen hat. Die "frische"
und "belebende" Wirkung dieser Arbeit ist symptomatisch für Shift.
Gleich im Anschluß sehen sich die Besucher durch eine Stimme aus
Jacqueline Donachies Klanginstallation, die sich wie ein roter Faden durch
die Ausstellungsräume zieht, mit persönlichen Fragen "bombardiert"
und verunsichert. Die Begrüßung von Menschen untereinander ist
sehr oft etwas besonderes, spontanes oder emotionales, meistens aber ist
es ein alltäglicher Automatismus. Für Douglas Gordon ist das
Küssen als eine Form der Begrüßung eine Art Leitmotiv für
seine Arbeit "Kissing Piece". Ähnlich anderen Arbeiten in Shift
bringt Maria Lindberg das Alltagsleben in den Ausstellungsraum. In ihren
Zeichnungen werden alltägliche Erfahrungen in einfache Formen umgesetzt
und visualisiert. Beispielsweise indem sie Textfragmente verwendet, die
sie aus Gesprächen ihrer Mitmenschen untereinander "aufschnappt" und
in ihren Zeichnungen verarbeitet.
Außen
In seinem Hybertmarché,
einem Marktstand der vor den Türen De Appels aufgebaut ist, verkauft
Fabrice Hybert verschiedene Produkte, wie Mützen, Gartenwerkzeuge,
oder Fahrradhelme. Alle Produkte stehen in direkter Verbindung zu seinem
bisherigen _uvre, sei es daß er sie als Ready-made für frühere
Arbeiten schon einmal verwendet hat, oder daß sie ihm als Vorlage
für seine Zeichnungen dienten. Dem kunstinteressierten Publikum wird
hierdurch auf direkte Art die ökonomische Seite des Kunstbetriebes
unmittelbar vor Augen geführt. Möglicherweise fühlt sich
aber auch ein "Nicht-Kunstpublikum" von dem Marktstand angesprochen und
findet so seinen Weg in die Ausstellung.
Außen und Innen
Pierre Huyghe hat Photos alltäglicher
Straßenszenen im städtischen Außenraum von Amsterdam aufgenommen.
Von 24. April bis 20 Mai werden diese auf großen Reklamewänden
an den Plätzen an denen sie aufgenommen wurden, zu sehen sein. Die
Aufmerksamkeit des Passanten wird somit auf, gewöhnlich unbeachtete,
Straßenszenen gelenkt. Die Installation im Stadtraum wird wiederum
photographiert und in Form von Plakaten in der Ausstellung selbst zu sehen
sein. Im Zentrum von Rirkrit Tiravanijas Arbeit für "shift" steht
das Fahrrad. Das Stadtbild nahezu jeder holländischen Stadt bestimmend,
hat es fast den Status eines Nationalsymbols. Tiravanija kauft auf der
Straße für jeden der in "shift" teilnehmenden Künstler
ein Fahrrad. Diese sollen deren Aufenthalt in Amsterdam erleichtern, und
ihnen ein Gefühl einerseits für die Stadt und ihr Stadtbild,
aber auch für das damit verbundene Lebensgefühl der Holländer
vermitteln. Nach der Eröffnung werden die nun nicht mehr gebrauchten
Fahrräder und ein Video vom Kauf dieser und den Fahrrad fahrenden
Künstlern, im Ausstellungsraum zu sehen sein.
Katalog
Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog,
mit einführenden Beiträgen zur Ausstellung, Interviews und Essays
zu den Künstlern und Texten von Künstlern. Der Katalog wird ca.
200 Seiten umfassen und zum Preis von ca. Dfl. 30,- bei De Appel erhältlich
sein.
Interviews
Während des Aufbaus und zur Eröffnung
sind die Künstler anwesend. Falls Sie Interesse haben, mit einzelnen
Künstlern direkt zu sprechen, wenden Sie sich bitte rechtzeitig an
die unten genannten Kontaktpersonen.
Weiterführende Informationen und
Photomaterial
Für weiterführende Informationen
und Photomaterial wenden Sie sich bitte an Jan Winkelmann oder Edna van
Duyn.
De Appel Foundation
Nieuwe Spiegelstraat 10
NL - 1017 DE Amsterdam
tel. +31 - 20 - 625 56 51
fax. +31 - 20 - 655 51 15