Carsten Fock


Auf der Fahrt zum Flughafen Schönefeld staunte er über die glänzenden Hochhäuser auf der anderen Seite hinter der Mauer. Strahlendes Weiss und Mercedes-Stern. Doch stolze Jungpioniere trugen nicht nur ihr Halstuch, sondern formulierten und wussten vom Staat, hinter der Mauer ist Ausland. Westberlin und BRD. Mit Zehn wurde er Thälmann-Pionier. Freundschaft zur Sowjetunion war Pflicht und gern erhielt man Briefe mit Postkarten, bunten Briefmarken von Brieffreunden aus der UdSSR. Später tauschte er sein rotes Halstuch gegen ein "Blauhemd". Mit geschwellter Brust fühlte er sich erwachsen. Wehrerziehungsunterricht, Wehrerziehungslager, Lager für Arbeit und Erholung. Hier wurde er Jungaktivist. Und dazwischen Subotniks, Ernteeinsätze in der Landwirtschaft, Kartoffellesen und Rüben hacken. In der Gegend um Berlin konnte man sich in der Apfelernte seine Taschengeld gut aufbessern. Doch auch ihn zog es in die Fremde. Übergangslager, eine Urkunde, dass auch er deutscher Staatsbürger sei. Tatsächlich hatte sich hier ein Land mit ähnlicher Sprache überraschend anders entwickelt. Die politischen Ereignisse überschlugen sich und im neuen Wettbewerb sollte es die Mauer nicht mehr geben. Noch heute hört er manchmal "Born in the GDR", auch ein "Wir bleiben hier!" tönt in seinen Ohren. Manche Sehnsüchte bleiben unerfüllt, der Wunsch nach einer Gesellschaft in gegenseitiger Akzeptanz und Liebe.